Aktuelles aus Afghanistan: Informationen des BAMF vom 19. Mai 2025

1. Sicherheitslage


Nach einer Explosion in einem Militärstützpunkt im Distrikt Darah (Provinz Panjshir) am 16.05.25 mit 17 Opfern haben die Taliban mindestens 20 Bewohner des Dorfes Tankhoy in der Nähe festgenommen, denen sie eine Unterstützung unterstellen. Die Nationale Widerstandsfront (NRF) bekannte sich zu dem Anschlag. Die Taliban kommentierten den Vorfall nicht.


2. Regierungsführung und Verfolgungslage


Das von den Taliban geführte Tugendministerium hat eine Warnung herausgegeben, dass der „unsachgemäße“ Gebrauch sozialer Medien rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen werde, und erklärt, dass die Aktivitäten der Benutzer aktiv überwacht würden. Wenig später wurden mehrere Personen verhaftet, die auf sozialen Medienplattformen aktiv waren und denen „illegale“ Online-Aktivitäten vorgeworfen werden. Ein Mann wurde festgenommen, weil er während TikTok-Livestreams mit Frauen sprach. In einem (wohl von den Taliban erzwungenen) Geständnisvideo verspricht er, keinen weiteren Kontakt mehr mit Frauen zu haben und fordert Frauen in Afghanistan und im Ausland auf, nicht an seinen Live-Übertragungen teilzunehmen.


Die Taliban haben im Rahmen einer Kampagne zur Streichung von Stellen im öffentlichen Dienst infolge von gestrichenen Hilfsgeldern der USA mehr als 200 Professoren und Universitätsmitarbeitende in den Provinzen Khost und Paktia entlassen. In Khost wurden an einem einzigen Tag 120 Lehrkräfte und Mitarbeitende der Sheikh Zayed University von ihren Posten entfernt. Auch in den Provinzen Herat, Farah, Badghis, Ghor und Nimroz sind ähnliche Entlassungen an universitären Einrichtungen geplant. Allein in Herat sollen mindestens 16 Fakultäten der öffentlichen Universität betroffen sein. 


In der Provinz Logar wurden 1.080 Angehörige der Taliban-geführten Sicherheitskräfte aus ihren Positionen entfernt, darunter 600 im Polizeikommando, 400 vom Verteidigungsministerium und 80 von Geheimdiensteinheiten. Quellen zufolge erfolgten die Entlassungen selektiv. So seien Personen mit engen Verbindungen zur Taliban-Führung verschont geblieben, während Personen ohne politische Unterstützung oder ehemalige Mitarbeitende der früheren Regierung überproportional stark betroffen seien. Einige Beamte teilten mit, dass die Entlassungen unter dem Deckmantel einer Verwaltungsreform offenbar vor allem auf Frauen und Mitarbeiter aus der Zeit vor der Republik abzielen.


Das Bildungsministerium der Taliban gab bekannt, dass es in den letzten drei Jahren in ganz Afghanistan 269 Schulen und fast 23.000 islamische Bildungszentren (Madrasas) gegründet habe. Geheimdienstagenten der Taliban haben in der Provinz Helmand einen Religionsgelehrten festgenommen, weil er das Schulverbot für Mädchen durch das Regime kritisiert hatte. 


Die Taliban haben laut Meldung vom 17.05.25 in den letzten zwei Tagen in vier Provinzen mindestens 18 Menschen öffentlich ausgepeitscht, darunter auch drei Frauen.

Die Taliban haben das Filmen und Fotografieren beim traditionellen Shalimar-Fest in der Provinz Kandahar verboten.


3. Humanitäre Lage: Folgen der Streichung der US-Hilfe


Die Vereinten Nationen haben ihren Aufruf zur humanitären Hilfe für Afghanistan im Jahr 2025 (Humanitarian Needs and Response Plan) von 2,42 Mrd. USD auf 1,62 Mrd. USD gekürzt, womit sie eigenen Angaben nach statt 16,8 nur noch 12,5 Mio. Menschen in dringender Not helfen könnten. Das UN-Büro für die Koordinierung 

humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA) stellte klar, dass die Kürzung um 31 % auf eine Finanzierungskrise und nicht auf einen Rückgang des Hilfsbedarfs zurückzuführen sei. Eine erhebliche Finanzierungslücke, die durch die jüngste Aussetzung der US-Hilfe noch verschärft wurde, hat dazu geführt, dass sowohl der Umfang des Plans als auch die Zahl der Menschen, die er unterstützen kann, reduziert werden mussten.


Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) warnte unterdessen, dass 500 der 900 von ihm unterstützten Kliniken in Afghanistan aufgrund einer erheblichen Kürzung der Mittel aus den USA von der Schließung bedroht seien.


Quellen:


1.  AmuTV, Taliban detain 20 residents of Panjshir, sources say, last update 17.05.2025.


2 Afghanistan International, Taliban Monitoring Social Media, Warns Of Legal Action For ‘Improper’ Use, last update 12.05.2025; Afghanistan International, Taliban Arrests TikTok Users, Forces Public Apologies Over Online Content, last update 16.05.2025; AmuTV, Taliban dismiss more than 200 university staff in southeastern Afghanistan, sources say, last update 14.05.2025; AmuTV, Taliban expand academic staff purge to western Afghanistan, sources say, last update 16.05.2025; Afghanistan International, Built 23000 Religious Seminaries, 269 Schools in 3 Years, Says Taliban, last update 12.05.2025; KabulNow, Taliban Detains Religious Scholar for Criticizing Girls’ Education Ban, Sources Report, last update 13.05.2025; AmuTV, Taliban flog 18 people in four provinces, last update 15.05.2025; Afghanistan International, Taliban Bans Journalists From Filming Shalimar Festival In Kandahar, last update 14.05.2025.


3. KabulNow, UN Scales Back Humanitarian Aid Plan for Afghanistan Due to Funding Crisis, last update 13.05.2025; Reliefweb, Afghanistan: At a glance | Urgently Prioritized HNRP, last update 23.04.2025; Afghanistan International, 500 Health Clinics In Afghanistan Face Closure Amid Aid Cuts, Warns UN, last update 15.05.2025.

Afghanische Flüchtlinge: Zahlen und Fakten

Seit Jahrzehnten sind Millionen Afghaninnen und Afghanen wegen wiederholter bewaffneter Konflikte auf der Flucht. Die meisten von ihnen leben entweder als Binnenflüchtlinge in Afghanistan oder in den Nachbarländern Iran und Pakistan. Deutschland ist auf Platz drei der Aufnahmeländer. 


Wer sind afghanische Geflüchtete? Und wie leben sie in Deutschland? Informationen dazu gibt es beim Mediendienst Integration unter: https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/afghanische-fluechtlinge.html

Informationen über Afghanistan in Wikipedia

Informationen über Afghanistan in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan

Allgemeine Informationen über Asylrecht und Flucht

Asylrecht und Behördendschungel - Was muss ich beachten?

Was muss man wissen und beachten, wenn man Geflüchtete im Asylverfahren begleitet? In dieser Themenwelt hat die VHS alle wichtigen Informationen zum deutschen Asyl- und Aufenthaltsrecht sowie zum Umgang mit Behörden zusammengestellt: Asylrecht und Behördenschungel

Der Flüchtlingsrat Berlin e.V.

Im Flüchtlingsrat Berlin arbeiten seit 1981 Organisationen, Beratungsstellen, Flüchtlingsselbsthilfegruppen, Initiativen und engagierte Einzelpersonen zusammen. Sie setzen sich ein für die Verbesserung der Lebensbedingungen von geflüchteten Menschen und die Wahrung ihrer Menschenwürde. Die Verteidigung des Rechts auf Asyl und Flüchtlingsschutz sowie der Abbau staatlicher Diskriminierungen sind Ihre  wesentlichen Ziele. Sie sind im Land Berlin aktiv und kooperieren eng mit den Flüchtlingsräten der anderen Bundesländer und mit PRO ASYL: Flüchtlingsrat Berlin e.V.

Ratgeber für Geflüchtete in Berlin

Aktuell vom Flüchtlingsrat Berlin: Ratgeber für Geflüchtete in Berlin.
Behördenzuständigkeit, Aufenthalts- und Asylrecht, soziale Teilhabe. Stand 2017.
Leitfaden: Asylrecht in Deutschland
Das umfangreiche eBook "Leitfaden: Asylrecht in Deutschland" des Berufsverbandes der Rechtsjournalisten e.V. und weitere Informationen rund um das Thema können Sie hier herunterladen: Leitfaden: Asylrecht in Deutschland.

Die (Un-)Sicherheitslage in Afghanistan

Eine Zusammenstellung von Informationen und Hintergründen zur (Un-)Sicherheitslage in Afghanistan gibt es beim Flüchtlingsrat Berlin: "20.04.2018: Update – Unsicheres Afghanistan – Informationen und Hintergründe"