Aktuelles aus Afghanistan: Informationen aus den wöchentlichen Briefing Notes des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vom 27. Oktober 2025

1. Sicherheitslage: Spannungen mit Pakistan trotz Waffenruhe; weitere Friedensverhandlungen


Laut Medienberichten traten am 27.10.25 Vertreter der afghanischen Taliban-Regierung in Istanbul für eine weitere Friedensverhandlungsrunde mit einer pakistanischen Delegation zusammen. Die pakistanische Seite habe zuvor von den Taliban verlangt, die Unterstützung der Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) zu beenden. Trotz einer am 19.10.25 vereinbarten Waffenruhe seien nach pakistanischen Armeeangaben vom 26.10.25 bei Kämpfen nahe der afghanischen Grenze fünf pakistanische Soldaten und 25 TTP-Angehörige getötet worden. Die TTP-Kämpfer sollen von Afghanistan aus die Grenze nach Pakistan überquert haben. 


Ungeachtet der laufenden Friedensverhandlungen habe Taliban-Führer Akhunzada nach Medienberichten vom 24.10.25 das afghanische Energie- und Wasserministerium angewiesen, so bald wie möglich mit dem Bau eines Staudamms am Kunar-Fluss zu beginnen. Dieser Schritt könnte die Spannungen mit Pakistan bezüglich der gemeinsamen Nutzung von Wasserressourcen verschärfen. Der Kunar, einer der fünf Hauptflüsse Afghanistans, entspringt im pakistanischen Chitral, fließt etwa 482 Kilometer durch die afghanische Provinz Kunar, mündet in den Kabul-Fluss und kehrt dann nach Pakistan zurück. Kürzlich berichteten pakistanische Medien, dass die pakistanische Regierung erwäge, den Chitral-Fluss vor seinem Eintritt in Afghanistan in Richtung Swat-Fluss umzuleiten. Der Großteil des Wassers des Kabul-Flusses erreicht schließlich Pakistan, wo Provinzen wie Khyber Pakhtunkhwa stark von afghanischen Gewässern abhängig sind.


Die Afghanistan Freiheitsfront (AFF) übernahm am 21.10.25 die Verantwortung für einen Anschlag in Kabul und gab an, dass dabei drei Taliban-Mitglieder im Polizeidistrikt 1 der Stadt getötet worden seien. Anwohner berichteten, dass sie zum Zeitpunkt des Vorfalls eine laute Explosion gehört hätten.


2. Regierungsführung und Verfolgungslage


HRW berichtete am 23.10.25 über den Zustand der Meinungs- und Pressefreiheit unter den Taliban. Dem Bericht zufolge haben diese ein Klima der Angst geschaffen, das von Verhaftungen, Folter und erzwungener Selbstzensur unter Medienschaffenden geprägt ist.


Indien gab am 21.10.25 bekannt, dass seine Auslandsvertretung in Kabul wieder den vollen Botschaftsstatus erhalten habe. Indien hatte seine dortige Botschaft im August 2021 aus Sicherheitsgründen geschlossen. Im Juni 2022 entsandte es ein technisches Team, um eine minimale diplomatische Präsenz aufrechtzuerhalten. Auch Katar hat den aktuellen Geschäftsträger seiner Botschaft in Afghanistan in den Rang eines Botschafters erhoben.


Ein ehemaliger afghanischer Militäroffizier wurde laut Augenzeugenberichten in der nordöstlichen Provinz Takhar durch unbekannte bewaffnete Männer erschossen. Medienberichten vom 22.10.25 zufolge wurden in weniger als einem Monat etwa 71 Personen landesweit für verschiedene Vergehen (u.a. illegale Beziehungen, moralische Verbrechen, Diebstahl, Alkoholkonsum) ausgepeitscht, darunter zwölf Frauen.


Quellen:


1.  Reuters, Afghan, Pakistan peace talks enter third day as Trump again offers help, last update 27.10.2025; Radio Free Europe/Radio Liberty: Pakistani Military Reports New Border Clashes Amid Istanbul Talks, last update 26.10.2025; AFG Int, After Tensions With Pakistan, Taliban Leader Orders Construction Of Dam On Kunar River, last update 24.10.2025; AFG Int, Three Taliban Members Killed In Kabul Attack, Says AFF, last update 21.10.2025.


2. HRW, Afghanistan: Taliban Tramples Media Freedom, last update 23.10.2025; AFG Int, Taliban Have Wiped Out Freedom Of Speech & Press, Says Human Rights Watch, last update 23.10.2025; AmuTV, Taliban flog over 70 people in less than a month, last Update 22.10.2025; AmuTV, Former Afghan security officer killed in Takhar, sources say, last update 26.10.2025; KabulNow, Qatar Promotes Charge d’Affaires in Afghanistan to Ambassador, last update 23.10.2025; AmuTV, India restores embassy in Kabul with focus on aid, development role, last update 22.10.2025.

Aktuelles aus Afghanistan: Informationen aus den wöchentlichen Briefing Notes des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vom 20. Oktober 2025

1. Sicherheitslage: Weitere Kämpfe mit Pakistan und vereinbarte Waffenruhe


Die am 09.10.25 begonnenen Kampfhandlungen zwischen den beiden Ländern eskalierten in der vergangenen Woche insbesondere in den Grenzdistrikten mit tagelangen Artilleriegefechten und Luftangriffen weiter. Zudem kam es Berichten zufolge zu pakistanischen Drohnenangriffen auf Kabul sowie auf Kandahar. Staatliche pakistanische Quellen berichteten dabei von einer erfolgreichen Zerstörung von Armeeverstecken durch Präzisionsschläge. Am 15.10.25 trat eine durch Katar vermittelte 48-stündige Waffenruhe in Kraft. Kurz nach deren Ablauf sollen nach afghanischen Angaben bei einem weiteren pakistanischen Drohnenangriff in der Grenzprovinz Paktika mehrere Zivilpersonen, darunter drei junge Cricketspieler, getötet worden sein.


Am 19.10.25 unterzeichneten die Verteidigungsminister beider Länder in Doha unter Vermittlung der Türkei und Katar einen sofortigen und unbefristeten Waffenstillstand. Die erzielte Einigung sieht laut einer Erklärung des katarischen Außenministeriums auch Folgetreffen vor, um „die Dauerhaftigkeit des Waffenstillstands zu sichern und seine Einhaltung konsequent zu überwachen“. Auf beiden Seiten seien durch die Kampfhandlungen mehrere Dutzende Kämpfer getötet worden. Laut der UN-Unterstützungsmission in Afghanistan (UNAMA) wurden dabei in den Provinzen Paktia, Paktika, Kunar, Khost, Kandahar und Helmand mindestens 37 Zivilpersonen getötet und über 425 verletzt, viele davon in Spin Boldak (Provinz Kandahar). Der Gewaltausbruch gilt laut Medienberichten als eine der schwersten Eskalationen entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze seit der Rückkehr der Taliban an die Macht 2021.


2. Regierungsführung: Öffentliche Hinrichtung


Die Taliban haben in der Provinz Badghis einen wegen Doppelmordes verurteilten Mann öffentlich hinrichten lassen. Die Hinrichtung habe laut Medienangaben in einem Stadion vor Lokalbehörden und Hunderten von Zuschauenden stattgefunden. Richard Bennet, UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Afghanistan, sowie das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte OHCHR verurteilten die öffentliche Hinrichtung. Es handele sich um die elfte öffentliche Hinrichtung durch die Taliban seit 2021.


Quellen:


1. AmuTV: Fighting continues in four Paktika border districts: Sources, last update 15.10.2025; Dawn.com: ‘Temporary ceasefire’ agreed with Afghanistan, says FO, following ‘precision strikes’ in Kandahar and Kabul, last update 15.10.2025; AmuTV: UN:37 killed, hundreds wounded in Taliban-Pakistan clashes, last update 20.10.2025; Aljazeera: Tensions between Pakistan andAfhganistan spike as truce about to expire, last update 17.10.2025; Tagesschau: Afghanistan und Pakistan vereinbaren Waffenruhe, last update 19.10.2025; KabulNow: Three Afghan Cricketers Killed in Pakistani Airstrikes in Paktika, ICC Confirms, last update 18.10.2025.


2. AmuTV: Taliban publicly execute man in Badghis for murder, last update 20.10.2025; KabulNow: UN Condemns Taliban’s Public Execution in Badghis, Urges End to ‘Cruel and Inhuman’ Punishment, last update 17.10.2025.

Afghanische Flüchtlinge: Zahlen und Fakten

Seit Jahrzehnten sind Millionen Afghaninnen und Afghanen wegen wiederholter bewaffneter Konflikte auf der Flucht. Die meisten von ihnen leben entweder als Binnenflüchtlinge in Afghanistan oder in den Nachbarländern Iran und Pakistan. Deutschland ist auf Platz drei der Aufnahmeländer. 


Wer sind afghanische Geflüchtete? Und wie leben sie in Deutschland? Informationen dazu gibt es beim Mediendienst Integration unter: https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/afghanische-fluechtlinge.html

Informationen über Afghanistan in Wikipedia

Informationen über Afghanistan in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan

Allgemeine Informationen über Asylrecht und Flucht

Asylrecht und Behördendschungel - Was muss ich beachten?

Was muss man wissen und beachten, wenn man Geflüchtete im Asylverfahren begleitet? In dieser Themenwelt hat die VHS alle wichtigen Informationen zum deutschen Asyl- und Aufenthaltsrecht sowie zum Umgang mit Behörden zusammengestellt: Asylrecht und Behördenschungel

Der Flüchtlingsrat Berlin e.V.

Im Flüchtlingsrat Berlin arbeiten seit 1981 Organisationen, Beratungsstellen, Flüchtlingsselbsthilfegruppen, Initiativen und engagierte Einzelpersonen zusammen. Sie setzen sich ein für die Verbesserung der Lebensbedingungen von geflüchteten Menschen und die Wahrung ihrer Menschenwürde. Die Verteidigung des Rechts auf Asyl und Flüchtlingsschutz sowie der Abbau staatlicher Diskriminierungen sind Ihre  wesentlichen Ziele. Sie sind im Land Berlin aktiv und kooperieren eng mit den Flüchtlingsräten der anderen Bundesländer und mit PRO ASYL: Flüchtlingsrat Berlin e.V.

Ratgeber für Geflüchtete in Berlin

Aktuell vom Flüchtlingsrat Berlin: Ratgeber für Geflüchtete in Berlin.
Behördenzuständigkeit, Aufenthalts- und Asylrecht, soziale Teilhabe. Stand 2017.
Leitfaden: Asylrecht in Deutschland
Das umfangreiche eBook "Leitfaden: Asylrecht in Deutschland" des Berufsverbandes der Rechtsjournalisten e.V. und weitere Informationen rund um das Thema können Sie hier herunterladen: Leitfaden: Asylrecht in Deutschland.

Die (Un-)Sicherheitslage in Afghanistan

Eine Zusammenstellung von Informationen und Hintergründen zur (Un-)Sicherheitslage in Afghanistan gibt es beim Flüchtlingsrat Berlin: "20.04.2018: Update – Unsicheres Afghanistan – Informationen und Hintergründe"