Informationen vom 24. März 2025 (aus: Briefing des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge - BAMF)

1. Sicherheitslage


Laut einem UN-Bericht gab es im Zeitraum von Februar 2024 bis Februar 2025 über 9.200 Sicherheitsvorfälle im Land, bei denen mindestens 210 Zivilpersonen getötet und 429 weitere verletzt wurden.


Laut dem Jahresbericht der Nachfolgeorganisation der Unabhängigen Menschenrechtskommission Afghanistan (AIHRC), Rawadari, wurden im Jahr 2024 544 Menschen getötet, darunter 40 Frauen und 101 Kinder. Weitere 224 Menschen, darunter sieben Frauen und 60 Kinder, wurden verletzt. Dem Bericht zufolge wurden die Opfer durch gezielte Bombenanschläge, Selbstmordattentate, explosive Kampfmittelrückstände und außergerichtliche Tötungen verursacht. Zu den Opfern zählten ehemalige Regierungsangestellte und deren Familien, Stammesälteste sowie Taliban-Gegner. Rawadari dokumentierte im Jahr 2024 885 Festnahmen durch die Taliban, ein Anstieg von 42 % gegenüber dem Vorjahr. Unter den Inhaftierten befanden sich 142 ehemalige Regierungsangestellte (ein Anstieg um 20,3 %) und 282 Personen, denen die Zusammenarbeit mit Oppositionsgruppen vorgeworfen wurde (Verdoppelung im Vergleich zum Jahr 2023). Der Anstieg der Festnahmen wird auf die Durchsetzung des im August 2024 erlassenen sogenannten Tugendgesetzes durch die Taliban zurückgeführt.


2. Regierungsführung und Verfolgungslage


Bei einer Zeremonie in Kabul am 20.03.25 eröffneten die Taliban das vierte Schuljahr in Folge, in dem keine Mädchen über die sechste Klasse hinaus die Schule besuchen dürfen. Damit halten sie an ihrem Schulverbot für ältere Mädchen fest.


Das Bildungsministerium der Taliban gab am 20.03.25 bekannt, dass in allen 34 Provinzen des Landes mittlerweile große „Dschihad“-Religionsschulen mit einer Kapazität von jeweils 1.000 Schülern in Betrieb seien. Das Direktorat für Information und Kultur der Taliban in der Provinz Kandahar hat eine am 17.03.25 bekannt gewordene neue Richtlinie erlassen, die die Ausstrahlung von Frauenstimmen in Radiosendern in der Provinz

verbietet.


Mehr als zwei Monate nach Beginn des Haushaltsjahres geben viele öffentliche Angestellte an, insbesondere Lehrer an öffentlichen Schulen, ihre Gehälter noch immer nicht erhalten zu haben. Das durchschnittliche Monatsgehalt betrage etwa 8.000 AFN (rd. 110 USD, Stand: 24.04.25). Anfang Februar 2025 hatte Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid noch über die sozialen Medien versprochen, dass alle Regierungsangestellten bis zum Ende des Monats bezahlt würden.


Einer Statistik des Obersten Gerichtshofs der Taliban zufolge haben die Taliban im Jahr 1403 des persischen Hidschra-Sonnenkalenders (März 2024 bis März 2025) im ganzen Land mindestens 456 Menschen öffentlich ausgepeitscht, darunter 60 Frauen. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes warnte, dass fast 80 % der afghanischen Bevölkerung – etwa 33 Mio. Menschen – keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.


Quellen:


1. AmuTV, More than 9,000 security incidents recorded in Afghanistan over past year, last update 20.03.2025; KabulNow, Over 760 Killed or Injured in Afghanistan in 2024, Rights Group Reports, last update 19.03.2025; Rawadari, Afghanistan Human Rights Situation Report 2024, last update 19.03.2025.


2 AmuTV, Taliban say large-scale jihadi schools operating in all 34 provinces, last update 21.03.2025; AmuTV, Taliban begin fourth school year without girls in classrooms, last update 21.03.2025; AmuTV, Taliban ban women’s voices on Kandahar media, journalist group says, last update 19.03.2025; KabulNow, Taliban Orders Total Ban on Women’s Voices in Kandahar’s Media Amid Escalating Crackdown, last update 18.03.2025; AmuTV, Taliban flogged more than 450 people in past year, last update 21.03.2025; AmuTV, On World Water Day: Red Cross says 80% of Afghans lack adequate access to water, last update 23.03.2025; AmuTV, Afghanistan: Teachers struggle as salaries go unpaid for two months, last update 24.03.2025.

Informationen vom 17. März 2025 (aus: Briefing des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge - BAMF)

Sicherheitslage


Der Grenzübergang Torkham zwischen Afghanistan und Pakistan ist mit Stand 17.03.25 nach wie vor geschlossen. Die Schließung dauert nun schon 24 Tage an; eine Lösung ist noch immer nicht in Sicht, da die Gespräche zwischen den Taliban und Pakistan ins Stocken geraten sind. In einer ersten Gesprächsrunde am 09.03.25 hatten sich beide Seiten zunächst auf einen zweitägigen Waffenstillstand und einen Baustopp der Taliban für neue Grenzposten geeinigt. Am darauffolgenden Tag nahmen die Taliban jedoch den Bau wieder auf, was die Spannungen verschärfte.


Die Taliban sind zu einer geplanten zweiten Gesprächsrunde mit Stammesältesten und Wirtschaftsvertretern in der vergangenen Woche nicht erschienen. Pakistan macht die Wiedereröffnung der Grenze davon abhängig, dass die Taliban den Bau militärischer Anlagen in dem umstrittenen Gebiet einstellen.


Nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) wurden im Jahr 2024 in Afghanistan bei 234 Unfällen mit nicht-explodierten Kampfmitteln mindestens 455 Zivilpersonen, darunter 359 Kinder, getötet oder verletzt.


Nahe der Kunduz-Khanabad-Autobahn in der Region Khwaja Pesta in der Provinz Kunduz kam es zu Zusammenstößen zwischen Taliban-Kämpfern und unbekannten bewaffneten Männern auf einem Taliban-Stützpunkt. Dabei soll es unbestätigten Angaben zufolge mehrere Tote und Verletzte gegeben haben.


Medienberichten vom 13.03.25 zufolge stürmten bewaffnete Räuber einen Geldwechselmarkt in der Provinz Paktia, töteten zwei Sicherheitsleute und stahlen schätzungsweise 100.000 USD aus drei Geschäften. Am 17.03.25 ereignete sich im Stadtteil Khairkhana im Norden von Kabul eine Explosion.


Quellen:


AmuTV, Second round of Torkham talks canceled as Taliban skip meeting: Sources, last update 13.03.2025; AmuTV, Torkham border closure enters 24th day as talks stall, last update 17.03.2025; AmuTV, Armed robbers storm Paktia money market, kill two guards, last update 13.03.2025; AmuTV, Clashes reported between Taliban, unknown gunmen in Kunduz, last update 13.03.2025; AmuTV, Explosion reported in northern Kabul, last update 17.03.2025; AmuTV, ICRC: 455 civilians killed or injured in Afghanistan in 2024 due to explosive hazards, last update 17.03.2025.

Informationen vom 10. März 2025 (aus: Briefing des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge - BAMF)

1. Sicherheitslage


Am Grenzübergang Torkham, zwischen Afghanistan und Pakistan kam es vom 02.03. bis zum 06.03.25 zu teilweise schweren Kämpfen zwischen Taliban und pakistanischen Soldaten. Dabei wurden u.a. vier Taliban-Kämpfer getötet. Unter den Verletzten waren Soldaten beider Seiten, Zivilisten und drei Journalisten. Bewohner von Grenzdörfern berichteten, dass ihre Häuser und u.a. eine Moschee im Kreuzfeuer beschädigt worden seien. Die pakistanischen Behörden forderten die Dorfbewohnerinnen und -bewohner auf, das Gebiet vorübergehend zu verlassen und sich in sicherere Gebiete zu begeben. Der Grenzübergang war seit dem 22.02.25 geschlossen, nachdem es zu Streitigkeiten über den offiziellen Grenzverlauf gekommen war. Am 09.03.25 wurde gemeldet, dass sich Vertreter der Taliban und pakistanische Beamte auf einen Waffenstillstand und die Wiedereröffnung der Grenze in Torkham geeinigt hätten.


Am 05.03.25 gab US-Präsident Donald Trump in seiner ersten Rede vor dem US-Kongress bekannt, dass der Drahtzieher des tödlichen Anschlags auf den Flughafen von Kabul am 26.08.2021 in Zusammenarbeit mit Pakistan an der afghanisch-pakistanischen Grenze festgenommen worden sei. Der Täter, Mohammad Sharifullah, sei ein Agent des Islamischen Staates Provinz Khorasan (ISPK). Der Vorfall, bei dem 13 US-Soldaten und mehr als 170 afghanische Bürgerinnen und Bürger ums Leben kamen, führte nun zur Auslieferung des Verdächtigen an die USA, wo er vor Gericht gestellt werden soll.


2. Regierungsführung und Verfolgungslage


Taliban-Führer Akhunzada plant laut Meldungen vom 06.03.25, eine große Versammlung (Loya Jirga) zur Legitimierung der Regierung abzuhalten. Mit dieser Jirga möchte Akhundzada seine eigene Führung legitimieren, das Kabinett aus einer Übergangsstruktur herausführen und die vollständige Kontrolle über die Regierung der Taliban erlangen.


Medienberichten vom 06.03.25 zufolge wurde ein ehemaliger afghanischer Armeeoffizier von den Taliban in Kabul inhaftiert und gefoltert. In den drei Monaten bis zum 01.03.25 sind etwa 180 Menschen landesweit wegen unterschiedlicher Vergehen von den Taliban ausgepeitscht worden.


Quellen:


1. Dawn.com, Torkham dispute, last update 09.03.2025; AmuTV, Taliban, Pakistan agree to reopen Torkham border: Sources, last update 09.03.2025; AmuTV, Clashes erupt again between Taliban, Pakistani border forces at Torkham, last update 06.03.2025; AmuTV, Taliban confirm death of member in border clash, last update 03.03.2025; AFG Int, Renewed Confrontation At Torkham: Taliban & Pak Border Guards Exchange Heavy Fire, last update 05.03.2025; AFG Int, Clashes In Torkham: Taliban Shelling Destroys Mosque In Pakistan, last update 04.03.2025; AFG Int, New Detials Emerge On The Capture Of Kabul Airport Attack Mastermind, last update 05.03.2025; AFG Int, Kabul Airport Attack Mastermind, An Afghan National, Arrested At Border, Says Pakistan PM, last update 05.03.2025.


2. Kabul Now, Taliban Publicly Flogs 180 People Across Afghanistan in Three Months, last update 04.03.2025; AFG Int, Taliban Detains & Tortures Former Afghan Army Officer In Kabul, last update 05.03.2025; AFG Int, Taliban Leader Plans Loya Jirga To Legitimise Government, last update 06.03.2025.

Zahlen und Fakten zu Geflüchteten aus Afghanistan

Seit Jahrzehnten sind Millionen Afghaninnen und Afghanen auf der Flucht. Die meisten von ihnen leben entweder als Binnenflüchtlinge in Afghanistan oder in den Nachbarländern Iran und Pakistan. Deutschland ist auf Platz drei der Aufnahmeländer. 


Wie  leben die Geflüchteten aus Afghanistan in Deutschland? Informationen dazu hat der Mediendienst Integration auf seiner Website zusammengestellt: https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/afghanische-fluechtlinge.html

Informationen über Afghanistan in Wikipedia

Informationen über Afghanistan in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan

Allgemeine Informationen über Asylrecht und Flucht

Asylrecht und Behördendschungel - Was muss ich beachten?

Was muss man wissen und beachten, wenn man Geflüchtete im Asylverfahren begleitet? In dieser Themenwelt hat die VHS alle wichtigen Informationen zum deutschen Asyl- und Aufenthaltsrecht sowie zum Umgang mit Behörden zusammengestellt: Asylrecht und Behördenschungel

Der Flüchtlingsrat Berlin e.V.

Im Flüchtlingsrat Berlin arbeiten seit 1981 Organisationen, Beratungsstellen, Flüchtlingsselbsthilfegruppen, Initiativen und engagierte Einzelpersonen zusammen. Sie setzen sich ein für die Verbesserung der Lebensbedingungen von geflüchteten Menschen und die Wahrung ihrer Menschenwürde. Die Verteidigung des Rechts auf Asyl und Flüchtlingsschutz sowie der Abbau staatlicher Diskriminierungen sind Ihre  wesentlichen Ziele. Sie sind im Land Berlin aktiv und kooperieren eng mit den Flüchtlingsräten der anderen Bundesländer und mit PRO ASYL: Flüchtlingsrat Berlin e.V.

Ratgeber für Geflüchtete in Berlin

Aktuell vom Flüchtlingsrat Berlin: Ratgeber für Geflüchtete in Berlin.
Behördenzuständigkeit, Aufenthalts- und Asylrecht, soziale Teilhabe. Stand 2017.
Leitfaden: Asylrecht in Deutschland
Das umfangreiche eBook "Leitfaden: Asylrecht in Deutschland" des Berufsverbandes der Rechtsjournalisten e.V. und weitere Informationen rund um das Thema können Sie hier herunterladen: Leitfaden: Asylrecht in Deutschland.

Die (Un-)Sicherheitslage in Afghanistan

Eine Zusammenstellung von Informationen und Hintergründen zur (Un-)Sicherheitslage in Afghanistan gibt es beim Flüchtlingsrat Berlin: "20.04.2018: Update – Unsicheres Afghanistan – Informationen und Hintergründe"