Syrien: Informationen zur Situation im Land und über Geflüchtete in Deutschland

Aktuelles aus Syrien: Informationen aus den wöchentlichen Briefing-Notes des BAMF vom 28. Juli 2025

1. Suweida: Fragile Waffenruhe; Zusammenbruch der grundlegenden Nahrungs- und Gesundheitsversorgung


Nach mehrtägigen gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Drusen- und Beduinenmilizen sowie Streitkräften der syrischen Armee ab dem 13.07.25 mit Hunderten Todesopfern und der am 20.07.25 vom Innenministerium ausgerufenen Waffenruhe (vgl. BN v. 14.07. u. 21.07.25) stellt sich die Lage im Gouvernement Suweida weiter unübersichtlich dar. Mit Blick auf die vergangenen Kampfhandlungen und das aktuelle Lagebild liegen je nach Medium teils stark divergierende Meldungen vor.


Infolge der Unruhen sollen zwischen 93.000 und 128.000 Menschen vertrieben worden sein, der Großteil innerhalb des Gouvernements Suweida. Zahlen zu den Todesopfern werden je nach Quelle mit 814 (Syrian Network for Human Rights, SNHR) bis hin zu 1.448 (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR) beziffert.


Nachdem die Waffenruhe mit dem Rückzug syrischer Streitkräfte und bewaffneter Beduinen zunächst eingehalten worden sein soll, brachen Medienberichten zufolge erneut vereinzelt Kämpfe zwischen verbleibenden Anhängern der Beduinenstämme und lokalen Gruppierungen bei Shahba nördlich der Stadt Suweida aus. Auch Israel soll am 21.07.25 erneut syrische Streitkräfte angegriffen haben. Trotz dieser und weiterer Zwischenfälle wird die Waffenruhe insgesamt als weitgehend stabil beschrieben. Regierungstruppen sperrten sämtliche Zufahrtsstraßen nach Suweida, um bewaffnete Kämpfer an der Rückkehr in die Region zu hindern. Auch Bussen mit medizinischem Hilfspersonal der UN, das Verwundete zur Versorgung in das benachbarte Gouvernement Daraa bringen wollte, sei der Zugang verwehrt worden.


Die humanitäre Lage verschlechterte sich gemäß einer syrischen Menschenrechtsorganisation infolge der Kamphandlungen so stark, dass es zu einem Zusammenbruch der Grundversorgung in den Bereichen Ernährung und Gesundheit kam. Demnach seien Strom-, Wasser- und Telekommunikationsnetzwerke mehrere Tage lang weitgehend ausgefallen. Die Ernährungssicherheit der örtlichen Bevölkerung sei durch den Mangel an Trinkwasser und Lebensmittelvorräten bedroht, der Großteil der Bäckereien und Geschäfte sei geschlossen bzw. infolge der Kämpfe zerstört oder geplündert worden.

Der Betrieb des Nationalkrankenhauses in der Stadt Suweida sei aufgrund fehlender Medikamente und medizinischer Ausrüstung sowie infolge der Stromausfälle vollständig stillgelegt worden. Wegen des Ausfalls der Kühlanlagen und mangels entsprechender Transportmöglichkeiten seien dort Berichten zufolge weiterhin verwesende Leichen gelagert. Medizinische Hilfskonvois kämen wegen der allgemeinen instabilen Sicherheitslage und wegen Straßensperrungen nicht oder nur verzögert bei den Betroffenen an. Während ein medizinischer Hilfskonvoi des Syrischen Roten Halbmonds das Gouvernement Suweida am 21.07.25 erreichte, wurde einem Hilfskonvoi des Gesundheitsministeriums in Begleitung einer offiziellen Regierungsdelegation der Zugang durch Scheich Hikmat al-Hijri, geistliches Oberhaupt der drusischen Minderheit in Syrien und einflussreiche religiöse und politische Persönlichkeit in Suweida, verwehrt. Infolgedessen sei der Konvoi Medienberichten zufolge wieder nach Damaskus zurückgekehrt.


Es wurde vermehrt Video- und Bildmaterial veröffentlicht, wonach bewaffnete Kämpfer in das Nationalkrankenhaus eingedrungen und das Feuer auf Patientinnen und Patienten eröffnet haben sollen. Bei dem Angriff sollen über 300 Menschen ermordet worden sein, die Zahlen lassen sich derzeit jedoch nicht unabhängig überprüfen. Syrische Streitkräfte, drusische Milizen und Angehörige der Beduinenstämme beschuldigen sich gegenseitig, für die Opfer verantwortlich zu sein. Dabei verdichteten sich verschiedenen Berichten zufolge die Hinweise darauf, dass es sich bei den Tätern um Angehörige der syrischen Armee bzw. regierungsnaher Milizen und mehrheitlich drusische Opfer handeln soll. Vermehrt ist in diesem Zusammenhang von einem Massaker an der drusischen Minderheit die Rede. Zudem kursierten Videos, die die Misshandlung und Erschießung von Mitgliedern der drusischen Gemeinschaft zeigen sollen, nachdem sie zur Nennung ihrer religiösen Identität aufgefordert wurden.


Als Teil der Waffenstillstandsvereinbarung sollen Hunderte Beduinen in die östliche Region des benachbarten Gouvernements Daraa gebracht werden. Während meist staatsnahe Medien von einer vorübergehenden Umsiedlung oder Evakuierung sprechen und die Übergangsregierung der Zivilbevölkerung eine zeitnahe Rückkehr ermöglichen wolle, ist verschiedenen Menschenrechtsorganisationen und Medienberichten zufolge dagegen  von einer Zwangsumsiedlung oder Vertreibung die Rede. Syrische Menschenrechtsorganisationen weisen auf die widrigen Lebensumstände der Beduinenfamilien hin, die infolge der Kämpfe obdachlos geworden seien und denen  kaum Zugang zu Nahrungsmitteln oder medizinischer Versorgung zur Verfügung stünde.

Das Innenministerium gab bekannt, eine Untersuchung zur Aufklärung der gewaltsamen Auseinandersetzungen in Suweida einleiten zu wollen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sollen auch mögliche Tötungen durch Mitglieder der syrischen Streitkräfte aufgeklärt werden. 


2. Ergebnisse der Untersuchungskommission zu Massakern an der alawitischen Minderheit veröffentlicht


Am 22.07.25 veröffentlichte eine von der Übergangsregierung etablierte Untersuchungskommission ihre Ergebnisse zu den Kämpfen zwischen Truppen bzw. Unterstützern der Übergangsregierung und Anhängern des ehemaligen Assad-Regimes in der Küstenregion im März 2025, infolge derer es zu Massakern an der alawitischen Minderheit kam. Demnach seien insgesamt 1.426 überwiegend zivile Personen getötet worden. Die meisten Tötungen seien erst nach Beendigung der Kampfhandlungen zwischen Assad-treuen Gruppen und Regierungskräften erfolgt. Insgesamt könnten trotz des Umfangs keine systematischen Verbrechen festgestellt werden. Es gebe keine Hinweise darauf, dass syrische Streitkräfte gezielt Angriffe auf die alawitische Minderheit angeordnet haben sollen. Die Methodik und die Ergebnisse der Untersuchung sind Medienberichten zufolge umstritten. Scheich Ghazal Ghazal, Vorsitzender des Obersten Islamischen Alawitenrats in Syrien, erklärte am 25.07.25 in einer Videobotschaft, die Kommission und ihre Ergebnisse nicht anzuerkennen. Ähnlich der geistlichen Führung der drusischen Gemeinschaft forderte er zur Aufklärung der Massaker die Bildung unabhängiger internationaler Untersuchungsausschüsse.


3. Humanitäre Lage für Rückkehrende in der südliche Region Idlib


Angaben einer syrischen Menschenrechtsorganisation zufolge habe sich die Lage insbesondere im ländlichen Süden des Gouvernements Idlib aufgrund der vollständigen Einstellung der Unterstützung durch Hilfsorganisationen in der Region so verschlechtert, dass es rückkehrenden Syrerinnen und Syrern dort an jeglicher Existenzgrundlage fehle. Demnach bestünden die Hauptherausforderungen in eheblichen Mängeln bei der Abwasserversorgung und sanitären Einrichtungen, in unerschwinglichen Preisen für Trinkwasser und Nahrungsmittel und der zunehmenden Wüstenbildung infolge illegaler Abholzungen. Zudem seien alle Schulen geschlossen und Arbeitsplätze kaum

vorhanden.


Quellen:


1. Enab Baladi, Tribes Withdraw, Security Forces Deploy… Suwayda Moves Toward Calm, last update 20.07.2025; SNHR, Update of Latest Toll: At least 814 Syrians Have Been Killed and More than 903 Others Injured in Suwayda Governorate since July 13, last update 24.07.2025; SNHR, Authorities block UN medical mission| Displaced Bedouin families spread across eastern Daraa, last update 22.07.2025; SNHR, Urgent Appeal to Allow All Forms of Humanitarian Aid to Reach Suwayda and Forcibly Displaced Persons, last update 22.07.2025; Reliefweb, Syrian Arab Republic: Flash Update No. 2 - Escalation of Hostilities in As-Sweida Governorate (as of 20 July 2025), last update 20.07.2025; Enab Baladi, Aid Enters Suwayda… Al-Hijri Rejects Government Presence, last update 20.07.2025; SANA, A Syrian Arab Red Crescent convoy carrying medical, food, and relief aid enters Sweida province, last update 20.07.2025; ANF News, Massaker im Krankenhaus von Suweida, last update 21.07.2025; BBC, 'They shot patients in beds' – BBC hears claims of massacre at Suweida hospital, last update 23.07.2025; The New Arab, Outrage in Syria over videos of 'field executions' of Druze civilians in Suweida, last update 23.07.2025; SANA, Convoys transporting Bedouin families trapped in Sweida to the city of Daraa to secure their safe return home, last update 21.07.2025; Syria TV, اﻟداﺧﻠﯾﺔاﻟﺳورﯾﺔ :

إﺟﻼءاﻟﻣدﻧﯾﯾنﻣناﻟﺳوﯾداءﻣؤﻗتوﺳﯾﻌودونﺑﻌدﺗﺄﻣﯾناﻟﻣﺣﺎﻓظﺔ , [Syrian Interior Ministry: Evacuation of civilians from  uwayda is temporary; they will return once the province is secured], last update 23.07.2025; The New Arab, Syrian Bedouin families displaced from Suweida as shaky ceasefire holds, last update 21.07.2025; RND, Hunderte Beduinen aus Suweida vertrieben, last update 21.07.2025; SOHR, Humanitarian disaster threatens displaced Bedouin families | Limited assistance relatively improves humanitarian situation in Al-Suwaidaa, last update 22.07.2025; SOHR, Dea*th toll hits 1,448 including 258 field-executed | Man kil*led and his son injured in armed ambush in Al-Suwayda, last update 27.07.2025; Deutschlandfunk, Syrische Übergangsregierung leitet Untersuchung zu Gewalttaten ein, last update 23.07.2025.


2. Reuters, Syrian committee reports 1,426 killed in March violence, says commanders did not order it, last update 22.07.2025; Enab Baladi, Syrian Coastal Fact-Finding Committee Presents Its Findings, last update 22.07.2025; Enab Baladi, Alawite Council in Syria Rejects Coastal Fact-Finding Committee, last update 26.07.2025.


3. SOHR, Suspension of support by humanitarian organisations deepens sufferings of recently-returned civilians in south Idlib countryside, last update 22.07.2025.

Aktuelles aus Syrien: Informationen aus den wöchentlichen Briefing-Notes des BAMF vom 21. Juli 2025

1. Suweida: Hunderte Tote bei gewaltsamen Zusammenstößen und Übergriffen auf die Zivilbevölkerung


Nachdem es am 13.07.25 infolge eines Raubüberfalls auf einen drusischen Händler zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen drusischen Milizen und Anhängern sunnitischer Beduinenstämme in der überwiegend von Drusen bewohnten Stadt Suweida kam 7.25), mündeten diese innerhalb weniger Tage in gewaltsame Zusammenstöße zwischen verschiedenen bewaffneten Gruppierungen und Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. 


Innerhalb einer Woche sollen dabei laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bisher über 940 Menschen getötet und 128.000 vertrieben worden sein.

Die Gewalthandlungen griffen auf ländliche Regionen um Suweida-Stadt über, in umliegenden Dörfern kam es zu Plünderungen und Straßenblockaden durch bewaffnete Gruppen. 


In Koordination mit dem Verteidigungsministerium entsandte das Innenministerium daraufhin am 14.07.25 zahlreiche Militärkonvois und Soldaten in die Region, um nach eigenen Angaben die Lage zu beruhigen, Zivilpersonen zu schützen und die öffentliche Sicherheit wiederherzustellen.


Auch nach dem Sturz Assads und der Machtübernahme durch die HTS im Dezember 2024 blieb die Provinz Suweida weitgehend autonom unter der Kontrolle drusischer Milizen, die sich mehrheitlich gegen ihre Eingliederung in den neu etablierten Militärapparat der Übergangsregierung aussprechen.


Obwohl das Verteidigungsministerium nach zweitägigen Kampfhandlungen zunächst am Vormittag des 15.07.25 eine Waffenruhe zwischen lokalen drusischen Milizen, sunnitischen Beduinen und Sicherheitskräften der Übergangsregierung verkündet hatte, kam es örtlichen Zeugen- und Medienberichten zufolge im weiteren Tagesverlauf zu Plünderungen, standrechtlichen Hinrichtungen und anderen gewalttätigen Angriffen auf

Drusinnen und Drusen durch syrische Regierungsgruppen und verbündete Milizen. 


Auf sozialen Netzwerken kursierten Videos, in denen drusischen Würdenträgern unter Zwang ihre Oberlippenbärte als Zeichen der Demütigung abrasiert wurden und mit ihren religiösen Kopfbedeckungen Fußball gespielt wurde.


Zur Positionierung von Scheich Hikmat al-Hijri, höchste religiöse Instanz der drusischen Gemeinschaft im Government Suweida, bezüglich des Eingreifens der Regierungsstreitkräfte kursierten widersprüchliche Informationen: Während al-Hijri einem Medienbericht zufolge die Kontrollübernahme der Regierung in der Region zunächst eindeutig begrüßte und alle beteiligten Parteien zur Kooperation mit dem Innenministerium aufforderte, erklärte er anschließend in einer Videobotschaft, die Aussage sei unter Zwang und ohne Abstimmung mit der drusischen Gemeinschaft entstanden. 


Auch Israel griff unmittelbar in den Konflikt mit ein, indem es Medienberichten zufolge über 160 Bombenangriffe auf Angehörige der syrischen Streitkräfte in der Provinz Suweida durchführte. Premierminister Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Israel Katz zufolge dienten die Angriffe dem Schutz der syrischen Drusen, die in enger Verbindung mit ihren Glaubensangehörigen in Israel stünden. Israel positionierte sich somit als Schutzmacht der Drusen in Syrien. Weitere Eigeninteressen Israels liegen Beobachterinnen und Beobachtern zufolge darin, Unruhen an den eigenen Grenzen zu verhindern und die syrischen Drusen als mögliche Verbündete gegen islamistische Gruppen zu gewinnen.


Am 16.07.25 weitete Israel seine Angriffe auf syrischem Territorium massiv aus, indem es Luftschläge auf das Areal des Präsidentenpalasts sowie das Verteidigungsministerium im Zentrum von Damaskus durchführte und mit einer Intensivierung der Luftschläge drohte, sollten sich die syrischen Streitkräfte nicht aus der an Israel grenzenden Region in Suweida zurückziehen.


Im Zuge der Kampfhandlungen kam es mitunter zu chaotischen Szenen an der syrisch-israelischen Grenze, nachdem es über 1.000 drusischen Israelis gelungen sein soll, die Grenze mit der Absicht zur Weiterreise nach Suweida-Stadt zu überqueren. Gleichzeitig versuchten Hunderte vorwiegend drusische Menschen aus Syrien in den Norden Israels zu fliehen, wurden jedoch durch Tränengas der israelischen Grenzbehörden zurückgedrängt.


Medienberichten zufolge zogen sich die syrischen Regierungsgruppen in der Nacht von dem 16.07. auf den 17.07.25 aus der Stadt Suweida sowie der gesamten Provinz wieder zurück. Kurz zuvor hatte Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa in einer Fernsehansprache das Inkrafttreten einer Waffenruhe und die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an lokale Vertreter verkündet. Nachdem die Kampfhandlungen zwischen Beduinengruppen und drusischen Milizen Medienberichten zufolge trotz Waffenruhe im Tagesverlauf jedoch wieder aufflammten, gewährte Israel syrischen Sicherheitskräften angesichts der instabilen Lage für 48 Stunden begrenzten Zugang zur Provinz Suweida. 


Während verschiedene Quellen von anhaltenden Unruhen sprechen, teilte das syrische Innenministerium am 20.07.25 mit, dass die Kampfhandlungen beendet seien, nachdem sich die Stammeskämpfer weitgehend aus Suweida-Stadt zurückgezogen und drusische Milizen die Kontrolle wieder zurückerlangt hätten.


Augenzeugen und Medien berichteten von einer desolaten humanitären Lage. Das örtliche Krankenhaus, das selbst unter Beschuss geriet, hätte sich bereits zu Beginn der Eskalation am Rande der Belastungsgrenze befunden, Leichenhäuser seien überfüllt. Dem israelischen Gesundheitsministerium zufolge schickte Israel medizinische Hilfsgüter nach Suweida.


2. Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES): Sicherheitslage


Angaben der inneren Sicherheitskräfte der DAANES zufolge wurden am 13.07.25 fünf ihrer Mitglieder bei einem bewaffneten Angriff auf einen Checkpoint in Shaddadi im Süden der Provinz Hasakah durch terroristische Gruppen getötet. Bei einem weiteren Angriff in Tabqa (Raqqa) seien zwei Sicherheitskräfte verletzt worden. Am 19.07.25 kam es in der Provinz Deir ez-Zor zur Ermordung zweier Zivilpersonen durch Schusswaffen. Lokalen Berichten zufolge sollen die Angreifer von Motorrädern aus gezielt das Feuer eröffnet und dabei Slogans gerufen haben, die mit dem IS assoziiert werden.


Quellen:


1. Enab Baladi, What’s Happening on the Ground in Suwayda?, last update 15.07.2025; BBC, Israel bombs Syrian forces entering Druze city after sectarian clashes, last update 15.07.2025; Enab Baladi, Syrian Defense Ministry Declares Ceasefire, Begins Withdrawal from Suwayda, last update 15.07.2025; The New Arab, Eyewitnesses report massacres as Syria government forces storm Suweida, letzte Aktualsierung 15.07.2025; The National, Syrian militias forcibly shave men's moustaches in Druze heartland, last update 16.07.2025; Enab Baladi, Suwayda: Druze Spiritual Leadership Backs Government Forces’ Deployment, letzte Aktualsierung 15.07.2025; ANF News, Suweida: Angriffe und Gefechte trotz angeblicher Waffenruhe, last update 15.07.2025; The Times of Israel, Syria asserts right to defend itself from Israeli attacks amid carnage in Druze area, last update 15.07.2025; North Press Agency, Israel launches strikes on Syrian forces in Suwayda over threats to Druze, last update 15.07.2025; CNN, Syria withdraws troops from south after days of deadly clashes with Arab minority that drew in Israel, last update 17.07.2025; The New York Times, Israel Strikes Syrian Capital, Sending Warning to Government, last update 16.07.2025; The Times of Israel, Border chaos as 1,000 Druze breach frontier into Syria; heavy IDF strikes hit Damascus, last update 16.07.2025; The Times of Israel, Israel says it’s allowing Syrian forces to enter Sweida for 48 hours amid renewed clashes, last update 18.07.2025; Die Zeit, Drusen erlangen Kontrolle über syrische Stadt Suweida zurück, last update 20.07.25; BBC, 'Cautious calm' reported in southern Syria after week of deadly tribal clashes, last update 20.07.2025; SOHR, Humanitarian situation collapses in Al-Suwaidaa | Al-Suwaidaa national hospital comes under attack and patients and medical staff stranded in corridors, last update 16.07.2025; The Jerusalem Post, 'No more space in the morgue': Israel sends aid to damaged Sweida hospital in coordination with US, last update 20.07.2025.


2.North Press Agency, 5 Asayish members killed in armed attack in Syria’s Hasakah, last update 15.07.2025; North Press Agency, Unknown gunmen kill 2 civilians in separate attacks in Deir ez-Zor, last update 20.07.2025.

Machtwechsel in Syrien: SVR fordert weiterhin Schutz für Geflüchtete

Vor dem Hintergrund des Machtwechsels in Syrien warnt der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) in einem aktuellen Pressestatement vor vorschnellen Rückkehrforderungen. 


Zwar sei das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nach §73 AsylG gesetzlich verpflichtet, die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft zu widerrufen, wenn die Voraussetzungen dafür nicht mehr vorliegen. „Das ist aber erst dann der Fall, wenn sich die Verfolgungssituation dauerhaft geändert hat und nicht mehr besteht, so dass den Rückkehrenden keine Gefahren mehr drohen. Das kann seriös derzeit niemand sagen, entsprechende Forderungen sind daher vor dem Hintergrund des beginnenden Wahlkampfes zu sehen“, sagt der SVR-Vorsitzende Prof. Hans Vorländer.


Das vollständige Pressestatement gibt es unter: https://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2024/12/SVR-Presseinformation_Syrische-Fluechtlinge-brauchen-weiterhin-Schutz.pdf

Syrien nach dem Krieg: Ein Überblick

Der Krieg in Syrien hat eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Das Land ist zersplittert und wirtschaftlich am Boden; Millionen Menschen sind vertrieben oder auf humanitäre Hilfe angewiesen. Ein Überblick:


Sieben Millionen Vertriebene, eine halbe Million Kriegstote, Hunger und Armut: Nach 14 Jahren Bürgerkrieg liegt das Land in Trümmern. Wie teuer es wird, das Land wiederaufzubauen, ist unklar. Die Deutsche Welle hat wichtige Eckdaten zur aktuellen Lage in Syrien zusammengestellt.


Mit rund 185.000 Quadratkilometern ist Syrien ungefähr halb so groß wie Deutschland. Rund 24 Millionen Menschen leben im Land, doch rund zwei Drittel von ihnen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Dicht besiedelt ist vor allem der Westen Syriens, doch ganze Ballungsräume rund um die Städte Damaskus, Aleppo, Hama oder Homs liegen in Schutt und Asche.


Mindestens 140.000 Gebäude, darunter alleine 3000 Schulen, sind entweder völlig zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Auch das Gesundheitssystem ist in weiten Teilen des Landes schwer getroffen - während des Krieges berichteten mehrere Menschenrechtsorganisationen darüber, dass russische und syrische Truppen zahlreiche Krankenhäuser gezielt bombardiert hatten.


Die Schätzungen für die Kosten des bevorstehenden Wiederaufbaus variieren. Fest steht: Es geht um sehr viel Geld. Schätzungen belaufen sich auf eine Gesamtsumme von bis zu einer Billion US-Dollar.


Erschwert werden könnte der Wiederaufbau dadurch, dass Syrien stark mit Landminen verseucht ist, ohne dass das genaue Ausmaß der Kontamination bekannt ist. Von den mehr als 500.000 Kriegstoten kamen allein 12.000 durch Minen oder Blindgänger ums Leben. Damit zählt Syrien seit Jahren zu den drei am schwersten betroffenen Ländern weltweit.


Rund sieben Millionen Einwohner Syriens sind im eigenen Land auf der Flucht. Insbesondere in der nordwestlichen Provinz Idlib hatten während des Krieges mehrere Millionen Menschen Schutz vor den Truppen von Machthaber Assad gesucht. Mindestens sechs Millionen weitere Syrerinnen und Syrer sind ins Ausland geflohen - die meisten von ihnen in die Nachbarländer Türkei, Libanon und Jordanien. Auch Deutschland hat fast 800.000 Kriegsflüchtlinge aufgenommen.


Insbesondere im Libanon dürfte die tatsächliche Zahl geflüchteter Menschen aus Syrien stark von den offiziellen Angaben abweichen. Die Vereinten Nationen gehen eher von anderthalb bis zwei Millionen Geflüchteter aus - obwohl der Libanon selbst nur etwas mehr als fünf Millionen Einwohner besitzt.


Rückkehr in ein Land am Boden. Viele dieser Menschen wünschen sich, in ihre Heimat zurückkehren zu können. Doch Zweifel bleiben. Denn Syrien ist durch die Jahre des Krieges wirtschaftlich völlig am Boden.


Das Bruttoinlandsprodukt ist quasi in sich zusammengebrochen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, wer überhaupt noch Arbeit besitzt, verdient heute nur noch einen Bruchteil seines Einkommens vor Kriegsbeginn.


Gleichzeitig ist die Inflation im Land mittlerweile fast dreißigmal höher als 2011. Heute leben fast alle Menschen in Syrien unter der von der Weltbank definierten Armutsgrenze - zwei Drittel davon, berichtet das Deutsche Rote Kreuz, sogar in extremer Armut.


Hinzu kommt die politische Unsicherheit. Noch immer ist unklar, wie sich das Land weiterentwickelt. Nach dem Sturz des Assad-Regimes hat die islamistische HTS-Miliz in Damaskus die Macht übernommen und mit der Bildung einer Übergangsregierung begonnen.


Nach außen gibt sich ihr Anführer Muhammad al-Dschulani als gemäßigt, doch seine Organisation wird von mehreren westlichen Staaten noch immer als Terrororganisation eingestuft. Derzeit ringt die EU um eine gemeinsame Haltung gegenüber der HTS.


Und Syrien wird auch weiterhin ein Spielball ausländischer Mächte bleiben. Im Norden sind die Türkei und von ihr unterstützte Milizen im Kampf gegen die Kurden aktiv.


Im Südosten halten die USAeine Militärbasis mit 2000 dort stationierten Soldaten, von der aus sie Stellungen des sogenannten Islamischen Staates im dünn besiedelten Osten des Landes ins Visier nimmt. So will Washington ein Wiedererstarken der Terrormiliz verhindern.


Im Südwesten hat Israel einige Gebiete der eigentlich entmilitarisierten Pufferzone nahe der Golanhöhen besetzt und strategische Ziele in Syrien bombardiert - auch aus Sorge, etwaige Chemiewaffenarsenale könnten in die aus israelischer Sicht falschen Hände geraten.


Im Westen des Landes unterhielt Russland bis zuletzt zwei strategisch wichtige Militärbasen - noch ist unklar, wie es mit ihnen nun weitergeht. Und auch der Iran, bislang größter Unterstützer des Assad-Regimes, versucht, seinen Einfluss im Land so gut es geht aufrechtzuerhalten.


Quelle: https://www.focus.de/politik/ausland/das-land-ist-voellig-am-boden-sechs-grafiken-zeigen-jetzt-wie-dramatisch-die-lage-in-syrien-wirklich-ist_5222c7a8-de64-43e6-bfe1-9017e8030ddd.html und https://quadro.burda-forward.de/ctf/7e20fc94-3752-4a77-94c9-4e7a2e7a20b1.de51e8d4-f692-4f0b-9857-00be59e2d713.png?im=RegionOfInterestCrop%3D%28992%2C684%29%2CregionOfInterest%3D%281187%2C633%29&hash=dac1d9b476fddbc544a057185b11a7b47690c543537f0312fe21c284db111c2d

Syrische Flüchtlinge: Zahlen und Fakten

Seit März 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Seitdem mussten mehrere Millionen Syrer*innen ihr Zuhause verlassen. Rund sieben Millionen Syrerer und Syrerinnen leben als Binnenflüchtlinge in Syrien. Weitere fünf Millionen leben in anderen Ländern, die meisten in den Nachbarländern Türkei, Libanon, Jordanien, Irak und Ägypten. 


Wer sind afghanische Geflüchtete? Und wie leben sie in Deutschland? Informationen dazu gibt es beim Mediendienst Integration unter: https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/syrische-fluechtlinge.html

Wikipedia über Syrien

Informationen über Syrien in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Syrien